Gerecht aber in der Summe zu hoch
von Holger Bär
Landespokal: 1. FC BTF-Wolfen siegt im ersten Pflichtspiel in Thalheim
Die Körpersprache sagte alles. Das Landespokalderby zwischen den beiden Stadtrivalen Rot-Weiß Thalheim und dem 1. FC Bitterfeld-Wolfen hatte noch keine zwei Drittel der Spielzeit hinter sich, da haderte Ron Peters in Thalheims vorderster Front mit allem, was eben an diesem Tag nicht gelingen sollte. Es ging aber auch so ziemlich alles schief beim Gastgeber. Sah man einen im Spielaufbau wesentlich strukturisierteren Gast von der Goitzsche auf dem Thalheimer Rasen, so waren es die Männer um Ron Peters, welche aus einer stellenweise fast hilflos scheinenden Position die Führung hätten erzielen müssen.
Die erste Großchance besaßen sicherlich die Spieler von Trainer Marko Zenau. Florian Richter setzte sich auf halblinker Position durch, hätte den Ball vorbei an Keeper Andre Gehmlich auf den Elfmeterpunkt querlegen müssen. Da liefen zwei einschussbereite Kollegen. Richter sah es nicht und bekam mit Gehmlichs Parade schmerzhaft zu spüren, wofür ein Keeper zwischen den Stangen steht (9.). Es spielte nur Bitterfeld-Wolfen. Richter über die linke und vorallem Marko Schäfer über die rechte Seite zeigten sich sehr agil. Hatte Thalheim den Ball erobert, dann fehlte ein Frank Berger, der das Spielgerät beruhigte und das Spiel eröffnete. Berger stand nach sommerlichem Wechsel diesmal in des Gegners Abwehrreihe. Und die schlief plötzlich gehörig. Zu offen in der Innenverteidigung, spielte ein Chris Jäschke den entscheidenden Pass zu steil. Peters hätte freie Bahn gehabt. "Du wirst doch mal einen Pass über zehn Meter spielen können", tobte ein sonst besonnener Lutz Weidner in der Thalheimer Choachingzone. Gegenüber Glück für Thalheim, als Toni Caroli- Neuzugang aus Ammendorf- den Ball in Mathias Kuhligs Lauf legte. Scheiterte der am toll reagierenden Gehmlich, so traf Richter aus sechzehn Metern per Nachschuss die Lattenoberkante (20.). Die Partie beruhigte sich, denn die Gäste ließen im Drang etwas nach. Und plötzlich besaß Peters nun allein die große Chance, für das erste Tor zu sorgen. Lag der Ball zentral am Strafraum vor seinen Füßen, so schoss Thalheims Zehner diesen beinahe in Richtung Eckfahne (30.).
Ein Geniestreich vom besten Mann auf dem Platz löste die Bremsen. Mario Kövari jagte den Ball aus neunzehn Metern kurz nach Seitenwechsel unerreichbar ins linke obere Eck (0:1/49.). Ron Peters eröffnete darauf Thalheims dritte Großchance. Den Ball energisch erobert, passte er nach kurzem Antritt präzise quer. Jäschke vergab bestens postiert den umgehenden Ausgleich und der rackernde Peters schüttelte resignierend den Kopf (56.). Den nächsten Konter schloss der Thalheimer- er schien das Vertrauen in die Mitspieler verloren zu haben- selbst ab. Nun war Torwart Robert Hahn seitens der Gäste zur Stelle (58.). Es folgte Fußball in seiner für das Fanherz brutalsten Form. Einem Pass in die Tiefe winkte die Abseitsfahne von Assistent Björn Uhlig. Doch beide passiv weit links und rechts im Abseits stehenden Thalheimer hatten mit der Situation überhaupt nichts zu tun. Kai Tkalec kam aus der Tiefe und hätte freie Bahn gehabt. Ihm und den Platzherren wurde nicht nur die Ausgleichschance genommen. Der 1. FC B-W forcierte den Gegenangriff, Andy Mieth flankte und Kuhlig drückte den Ball zur Entscheidung über die Linie (0:2/75.). Anhand des gesamten Spielverlaufs schien dieser Vorsprung nicht unverdient, denn die Gäste von der Goitzsche besaßen die deutlicheren Spielanteile. Als sich Nico Scherz abschließend nach nicht zuschnappender Abseitsfalle auch noch in die Torschützenliste eintrug, stand das Endresultat fest (0:3/90.). "Ich denke, die Sache fällt ein bis zwei Tore zu hoch aus, wobei der Sieg der Bitterfelder nicht unverdient ist", sah Geschäftsführer Manfred Kressin die Situation. Dass seine Thalheimer im Punktspiel nochmals in gleicher Konstellation auf den 1. FC treffen, scheint eher ungewiss. In Thalheim sollte sich vor dem Schließen des Transferfensters am 31.8. noch einiges zu tun.
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