Intensives Spiel mit gerechtem Ausgang
von Holger Bär
Die letzte Energie packte Thalheims Mittelfeldmann Kai Müller in seinen Sprint über die rechte Bahn. Den Gegenspieler überlaufen, folgte die Flanke. Und genau diese geriet in der 90. Minute ein bisschen zu kurz. Benny Woitha- über weite Strecken der Antreiber des SV Dessau 05- angelte die Flanke vom Himmel. Kai Tkalec und Ron Peters wären ihm ansonsten im Rücken davongelaufen und hätten mit aller Wahrscheinlichkeit für sehr lange Dessauer Gesichter gesorgt. Aber auch so konnte man bei 05 nicht zufrieden sein. Nach der Auftaktniederlage traten die Schillerpark- Männer genau so auf, wie man als einer der gehandelten Aufstiegsfavoriten vor eigenem Publikum agiert. Am Ende musste man sich durch ein optisch gekipptes Spiel und immer mehr gleichwertigere Spielanteile mit einem 1:1 gegen Rot-Weiß Thalheim begnügen. Die Gäste brachten allerhand Routine auf den Platz. Dessau hingegen schlug ein ordentliches Tempo an. Einen nach einer Eingabe auftropfenden Ball köpfte Benjamin Girke knapp und diagonal am langen Pfosten vorbei. Andre Gehmlich hätte diesen Kopfstoß nicht erreicht (8.). Nach einem Fehlpass im Halbfeld der Gäste war es Thalheims Andreas Jordan, welcher nach Woithas Eingabe im letzten Moment zur Ecke rettete. Und auch bei dieser schien Thalheim mit Fortuna im Bunde (13.). Ein wahres Eckenfestival sah Gehmlich folglich in seinem Strafraum. Als sich alles gerade zu Gunsten der Rot-Weißen zu beruhigen schien, lief der Ex-Piesteritzer Sascha Zacke für Marcus Jeckel zu schnell am kurzen Pfosten in den nächsten Eckstoß. Der Ball strich über Freund und Feind ins lange Eck (1:0/23.). Im Publikum- ganze 280 Gäste wollten dieses Derby sehen- zeigten sich die Heimfans sehr zufrieden und das Resultat passte zum Verlauf. Als Zacke folglich noch hauchdünn im Abseits stehend das zweite Mal traf, schien ein reguläres zweites Dessauer Tor nur eine Zeitfrage. Thalheim schaffte eine halbe Stunde lang nicht, jedwede Gefahr im Strafraum der 05er zu erzeugen. Plötzlich aber musste Georg Melzer seine Fähigkeiten ruckartig abrufen. Steffen Grosche drehte einen Freistoß auf den zweiten Pfosten. Chris Jäschke mit langem Bein und eingehüllt in einen Dessauer Dreierpack, zog die Kugel in Richtung kurzes Eck. Doch Melzer reagierte großartig (31.). Als Sven Kaluza mit einer Hinterkopf-Bogenlampe knapp das 2:0 verpasste (38.), schien der Thalheimer Torwart genau so glücklich, wie beim direkten Gegenzug sein Gegenüber. Eine gekonnte Direktabnahme von Tim Jonietz senkte sich, und wäre Melzer nicht hellwach gewesen, hätte dies den Ausgleich bedeutet. Mit Pausenpfiff ließ Thalheim die größte Chance liegen. Ron Peters kann bereits aus 14 Metern abziehen, legte aber in den Lauf von Jonietz. Der bugsierte die Kugel vorbei an Melzer in die Zentrale, wo Dessaus Abwehr schneller als Thalheims Angriff reagierte und zur Ecke klärte.
Die Hausherren ließen mit Wiederanpfiff in ihrer Intensität nach. Und genau diese Prozente packte Thalheim folglich drauf. "Dessau blieb nicht konsequent am Drücker und wir haben nach und nach in die Partie gefunden, es zunehmend ausgeglichener gestaltet", sah Ronald Lochmann den Punkt am Ende als einen verdienten. Trainer Rene Block wechselte bereits frühzeitig drei Mal aus. Ein Grosche-Freistoß, und Melzer griff erstmals im Gewühl daneben (51.). Auch die Unsicherheit verschob sich jetzt. Gehmlich hingegen zog dem Ex-Thalheimer Markus Jahnke im Eins gegen Eins regelrecht den Zahn (53.). Als Kapitän Stephan Schulze per Freistoß die Querlatte der Thalheimer traf (58.), schien dass das Zeichen für den Gastgeber, wieder aktiver zu werden. Dieses Zeichen erkannten aber auch die Rot-Weißen, so dass sich die Partie nun zu einem intensiven Schlagabtausch entwickelte. Was dem Brasilianer Wellington als Neuzugang in seinem ersten Pflichtspiel gelang, sollte auch Atanas Vargov gelingen. Mustergültig per Seitenwechsel von Grosche eingeleitet und vom Flügel durch Marcus Jeckel geflankt, grätschte der Bulgare am langen Pfosten in den Ball und bugsierte ihn reichlich unkonventionell ins Netz (1:1/62.). Auf dem Feld wurde es lauter, denn die Souveränität der Hausherren schien dahin. Thalheims Müller unterband per Tackeling am eigenen Fünfmeterraum den neuerlichen Rückschlag und Peters spielte den Konter im direkten Gegenzug nicht souverän in die Gasse (70.). "Lasst mich nur in Ruhe mit den Thesen um mögliche drei Punkte. Ich bin hier auch so voll zufrieden", konstatierte Rene Block und hatte Recht. Tkalec auf Peters, dieser auf Mario Werner und der eingewechselte Stürmer direkt mit Anlauf aus 20 Metern über das Tor (90.)- die beinahe letzte Großchance der Partie. Diese sahen die Fans im abschließenden schnellen Gegenzug der Gäste. Die besagte Flanke von Kai Müller geriet zu kurz und hätte für den absoluten Paukenschlag an der Mulde sorgen können.
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