Effektivität pur
von Holger Bär
Erschrocken haben werden sich die Kicker des 1. FC Bitterfeld- Wolfen sicher vor keinem der beiden Kontrahenten. Die Kicker des Tabellenführers der Landesliga Süd- man gewann in tiefstem Winter bereits mit 2:1 in Dessau- machten nahezu eine geschlossene Fahrradtour in den Thalheimer Sportpark. Dort erwartete sie dann mittelmäßiger bis dürftige Kost in Sachen Fußball. Im Mittwochabendspiel unter Flutlicht sahen immerhin 182 zahlende Zuschauer ein Derby zwischen Thalheim und dem SV Dessau 05, welches am Ende mit 2:1 an die gastgebende SG Rot- Weiß ging. Danach gab es lange Gesichter bei Spielern und Verantwortlichen der gastierenden Muldestädter. Schaute man in die Gesichter der Sieger, so laß man da die reine Verwunderung heraus. Thalheim glänzte an diesem Abend in Sachen Effizienz. Denn was das Spiel betraf, versprühte der Gastgeber wenig glanzvolles. "Nach unserer Führung kamen wir etwas in die Gänge", empfand Thalheims Fußball- Abteilungsleiter Ralf Saalbach die Situation nach dem 2:1 durch Steven Wittek. Dabei meinte er die zweite Führung seiner Männer an diesem lauen Fußballabend. Lau war dieser von den fast sommerlichen Temperaturen und letztlich auch von dem auf dem Feld über weite Strecken dargebotenen.
Ein sehr langatmiger Beginn zog sich förmlich quer durch die komplette erste Spielhälfte. Mittelfeldduelle bestimmten die Optik, und selbst diese wirkten überschaubar. Ein direkter Eckstoß von Dessaus Benny Woitha strich am langen Pfosten erneut ins Hintertoraus (11.) und sorgte damit schon für einen leichten Pulsanstieg beim Publikum. Thalheim schaffte es in keiner Weise, auch nur ein Fünkchen Torgefahr zu versprühen. War es Taktik, die Spitzen um Kai Tkalec und den etwas dahinter agierenden Ron Peters förmlich in der Luft hängen zu lassen, so sollte diese Taktik prächtig aufgehen. Hatten diese beiden Offensiven mal den Ball, rückte niemand aus dem Mittelfeld zur Unterstützung nach und alles Angekurbelte verpuffte in Dessauer Abwehrbeinen. Bei einem Konter über den Ex- Thalheimer Otto Möbius wurde es ansatzweise gefährlich. Dieser schickte den agilen Marcel Merkel. Doch dessen Flanke mit abschließendem Kopfball von Volker Nickels fing Thalheims Rückhalt Thomas Schulz problemlos (31.). Alles plätscherte dahin, bevor die Hausherren praktisch aus dem Nichts für den Paukenschlag sorgten. Vorerst spielte Ron Peters steil auf Kai Tkalec. Der Ball wurde schließlich etwas zu lang, so dass die Aktion zu vertan schien. Die Kugel gelangte umgehend auf den rechten Flügel. Dort fackelte Marcus Jeckel nicht lange und zirkelte das Leder zurrück in den Strafraum. Tkalec hielt die Stirn dran, und Dessaus Nummer eins, Georg Melzer, blieb nur das Streifen des Balles an seinen Handschuhen. Der Ball lag im Netz und die bis dato deutlich passivere Mannschaft führte (1:0/45.). Das erzeugte kollektives Kopfschütteln bei den Männern aus dem Dessauer Schillerpark bei ihrem Gang zum Pausentee.
Tkalec erneut eröffnete den zweiten Durchgang mit einem Fallrückzieher von der Sechzehnmeterlinie. Melzer war zur Stelle (48.). Dessau musste nun kommen und tat dies auch. Bei drei aufeinanderfolgenden Eckstößen striff der erste nach Kopfball von Nickels das Thalheimer Gebälk. Der Ausgleich- Thalheim war zu weit aufgerückt- fiel mit der eigenen Führung im Rücken ausgerechnet aus einem Dessauer Konter. Rot- Weiß verlor im Mittelfeld die Ballkontrolle. In die Schnittstelle gespielt, enteilte Maximilian Eschner den Verteidigern und ließ Thalheims Schulz im Tor flach keinen Zugriff (1:1/57.). "Ich dachte nun vollends, wir haben die Dinge im Griff und drehen die Partie", glaubte Werner Michaelis. Dessaus jahrelanger Mannschaftsleiter sprach aus, was viele am Spielfeldrand dachten. Denn 05 zeigte sich nun deutlich bereiter.
Im Grunde verhaltene Thalheimer fuhren plötzlich einen Tempogegenstoß. "Die Sache ist durch", ahnte Manfred Kressin, als Ron Peters beim Eindringen in den Starfraum plötzlich auf halbrechter Position den Ball zu vertändeln schien. Thalheims Kapitän- der etatmäßige Spielführer David Miertsch war beruflich verhindert- behielt die Übersicht und legte die Kugel quer durch den Strafraum auf den eingewechselten Wittek. Einem kurzem Antritt vorbei am Gegner folgte der Beinschuss gegen Melzer und es hieß erneut aus dem Nichts 2:1 (72.). Tom Gilbricht auf Peters, der setzte Tim Jonietz ein und dessen Drehschuss verfehlte die frühe Entscheidung, in einem Spiel, in welchem die Gäste aus Dessau bis dato mehr Mut bewiesen. Zwei effektive Gegenstöße reichten Rot- Weiß, um zu einem schönen Abend drei schöne Punkte Punkte hinzuzufügen. Das Negativhighlight des Spiels brachte Thalheims letzter Konter (90.). Wittek nahm den Ball ungeahndet mit der Hand mit und legte ihn in den Raum, wo Dessaus Keeper Melzer die Spur früher zur Stelle war, als es Torschütze Tkalec mit dem Schuh schaffte. Dieser striff den Torwart am Kopf und sah für diesen Einsatz quasi mit Abpfiff die Ampelkarte. Er fehlt damit gegen Herrengosserstedt.
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